OKTOBER  2020 - Toskana

Nichts ist in diesem Jahr wie sonst auch. Corona kennt keine Grenzen, keine Ausnahmen. Die italienische Regierung verschärft im ganzen Land die Maßnahmen, um die Spitäler nicht zu überlasten. Die Virus-Ausbreitungen und Cluster sind zwar verstärkt in anderen Regionen oder Großstädten zu beobachten, doch die Einschränkungen gelten landesweit und betreffen somit auch die ländlichen Gebiete. In den Supermarkt dürfen wir nur einzeln und nach einer Fiebermessung eintreten, Restaurants benötigen Name und Adresse der Gäste und müssen wie die Cafes bereits um 18.00 Uhr schließen. Doch entgegen der letzten 20 Jahre sind wir diesmal fast überall alleine unterwegs. Die Dörfer wirken wie ausgestorben, Geschäfte und Boutiquen sind menschenleer. Mit jedem Tag mehr schließt der eine oder andere Laden. Lässt die Rollläden herunter, steht zum Verkauf frei. Man hört kein Kinderlachen in den Gassen, hört keine Zwiegespräche, sieht keine Touristen und die wenigen Gesichter, die einem begegnen, verschwinden hinter Mund- und Nasenschutzmasken. Man muss diese selbst im Freien tragen – so die strenge Verordnung.

Öfters hören wir, dass der letzte Corona-Fall in diesem oder jenem kleinen Provinz-Nest zwar schon im März war, doch die Angst ist gegenwärtig. Man möchte nichts riskieren. Ein hoher Anteil der Bewohner gehört zu den Risikogruppen, ist überaltert, wirkt geschwächt. Der Virus hätte leichtes Spiel. Es ist ein seltsames Gefühl, alleine am Piazza dahin zu schlendern, wenn man das sonstige Treiben und Leben der Italiener kennt. Und so schlagen nur die Glocken der Dorfkirchen pünktlich an zur Mittagsstunde…

Das Spiel von Licht und Schatten, der morgendliche Nebel, der sich in den Tälern ausbreitet und Hügel nur schemenhaft erscheinen lässt, kennt Corona nicht. Der Anblick tut der Seele gut, lässt vieles vergessen. Wir spazieren auf geschotterten Wegen, gesäumt von Zypressen. Fahren durch Landschaften voller Anmut, erfreuen uns an der würzigen Luft, beobachten Menschen bei der Olivenernte. Im Familienverbund wird geschuftet, es wird ein wohlschmeckendes Öl werden. Die Weinblätter beginnen sich erst Ende des Monats langsam zu verfärben, es gibt noch immer zu warme Tage und zu laue Nächte. Abends starre ich in den klaren Sternenhimmel, verliere mich in der Dunkelheit der Felder und vernehme gelegentlich die Laute tierischer Waldbewohner. Wir fühlen uns wohl wie immer - auch wenn es diesmal anders ist. Und während ich meine Gedanken schweifen lasse, verirrt sich ein Zitat von Michelangelo in meinem Kopf. „Kein Schaden ist größer als vergeudete Zeit.“ Ich hätte mich mit ihm wohl gut verstanden…

 

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